Ob bei der Diagnose oder während der Behandlung – wenn wir krank sind, können wir nie sicher sein, ob wir angemessene medizinische Hilfe erhalten. Die junge Fachdisziplin der Gendermedizin hat gezeigt, dass Männer und Frauen oft falsch behandelt werden, weil Ärztinnen und Ärzte die geschlechtsspezifischen Besonderheiten zu wenig berücksichtigen. So kann es zum Beispiel passieren, dass Sie mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus kommen und mit der Diagnose Rückenschmerzen wieder nach Hause geschickt werden, nur weil Sie eine Frau sind. Oder dass Sie jahrelang unter schmerzhaftem Knochenschwund leiden, aber niemand an Osteoporose denkt, weil Sie ein Mann sind. Ob eine Erkrankung überhaupt entdeckt wird, welche Therapien und Medikamente wir bekommen, ob wir operiert werden oder nicht – all das hängt auch mit dem Geschlecht zusammen.