
Mi.
10 Dez.
2025
Regie: Tilmann Köhler
Dauer: 3 Stunden 30 Minuten (inklusive einer Pause)
Der Staatsstreich ist geglückt: Mehrere Krisen und sorgsam geplante Machtwechsel haben die alte Regierung gestürzt. Heinrich Bolingbrock, genannt Heinz, regiert mit seinen Anhängern das Land. Doch Heinz ist alt und kränklich, und ein geeigneter Nachfolger ist nicht in Sicht. Im Schatten dieser strauchelnden Herrschaft sucht John Falstaff Zuflucht in Frau Flotts Containerkneipe, wo er der Gegenwart durch Trinken zu entkommen versucht.
Zusammen mit seinem Freund Harri, dem Sohn des Quasi-Königs, verbringt er die Nächte in der Hoffnung, die Liebe und Zuneigung zu finden, die ihm so lange gefehlt hat. Als Harri jedoch ein unmoralisches Angebot aus dem Zentrum der Macht erhält, verändert sich nicht nur die Zukunft des Staates, sondern auch Johns Beziehung zu Harri.
William Shakespeares Sir John Falstaff ist eine der schillerndsten Figuren der Weltliteratur. In „Heinrich IV.” und „Die lustigen Weiber von Windsor” erscheint Falstaff als Lebemann, Trunkenbold und Opportunist, doch er verkörpert weit mehr. Mit außergewöhnlicher Menschlichkeit, Wärme, Humor und Empathie wird er zu einem eindrucksvollen Kontrapunkt zur kalten Welt der Machtpolitik.
Die Entscheidung von Prinz Hal, sich von Falstaff abzuwenden, ist zugleich politisch klug und menschlich kalt. Shakespeares Abgesang auf Falstaff zeigt den Sieg von Staatsraison über das Persönliche und die Überlegenheit von Macht über Mitgefühl.
In „Sankt Falstaff” thematisiert Ewald Palmetshofer diese Thematik mitten in unserer Gegenwart. Sein Falstaff ist kein Ritter mehr, sondern ein Außenseiter in einer sozial zersplitterten, kapitalistisch beschleunigten Gesellschaft, der nach Nähe und Verbindung strebt. In einer Welt, in der Profit über Prinzipien steht und digitale Selbstdarstellung über echte Begegnung triumphiert, erscheint Falstaffs Menschlichkeit fast schon radikal.
Die zentralen Fragen um die Figur Falstaff sind hochaktuell: Was geschieht mit einem Menschen, der sich weigert, zynisch zu werden? Der sich nicht anpasst, nicht optimiert oder ausbeutet? In Zeiten steigender psychischer Belastungen und schwindender kollektiver Solidarität wirkt Falstaff wie ein Heiliger, der zeigt, dass Menschlichkeit keine Schwäche, sondern vielleicht die letzte echte Hoffnung ist.
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