Das Yaron-Quartett ist eine der festen Kammermusikformationen des Beethoven Orchester Bonn. Seit Jahren arbeitet das Ensemble am umfangreichen Streichquartettrepertoire und wartet immer wieder mit überraschenden Entdeckungen und mit klugen Konzertprogrammen auf.
In dieser Saison ist Franz Schuberts großes Streichquartett Der Tod und das Mädchen die Keimzelle des Programms: Einer der Meilensteine der Literatur, der Quartett und Publikum nie unverändert aus dem Konzert entlässt. Zu eindringlich ist die Kraft der vier denkbar unterschiedlichen Sätze, die bis an die Grenze des Spielbaren, Fühlbaren, Denkbaren gehen. Der litauische zeitgenössische Komponist Algirdas Martinaitis spiegelt in seinem Quartett mit demselben Titel Mirtis ir mergele – Der Tod und das Mädchen Schuberts Werk. Er nähert sich seinem Gehalt, seinen Gefühlswelten an und durchbricht bisweilen auch Schranken, die zwei Musikstücke voneinander trennen. Die Fragen nach Originalität und Individualität, nach Nachahmung und Spiegelung, nach Tiefe und Banalität sind in den letzten Jahren für Martinaitis wichtige Themen, mit denen er uns konfrontiert.
Das Yaron-Quartett trennt die beiden Werke durch Arvo Pärts ikonische Komposition Fratres, eines der frühen Beispiele seines Glocken-Stils. Unendliche Wiederholungen, dem Läuten ganzer Glockenspiele ähnliche Akkordfolgen scheinen eine Welt zwischen Tag und Traum zu etablieren – eine Welt, in der die Leidenschaften, der Trost, die Verzweiflung, die aus Schuberts und Martinaitis Werken spricht, nur aus der Ferne wahrnehmbar sind.